Hearts in Chains

 

- Du legst mein Herz in Ketten


 

 

Inhalt

 

 

 

Er ist heiß, er ist mächtig, er ist böse – und Frauen sind für ihn nur Lustobjekte, die er benutzt. Bis er ihr begegnet ...

 

Eigentlich ist Amanda eine selbstbewusste junge Frau. Sie trägt ihr Herz auf der Zunge und weiß genau, was sie will – auch wenn sie das manchmal lieber für sich behält.

 

Doch eine einzige verhängnisvolle Begegnung stellt ihr ganzes Leben auf den Kopf …

 

Eine geheimnisvolle Einladung führt Amanda in einen exklusiven Club, in ein dunkles Paradies, in dem ihre tiefsten Wünsche endlich Wirklichkeit werden. Und dort wird sie bereits von IHM erwartet:

 

Jonathan Hunt ist unwiderstehlich, er ist reich und dominant – und er spielt ein lustvolles Spiel mit Amanda, das nur eine Regel kennt: Er hat die Macht. In den geheimen Treffen erhascht sie aber auch einen Blick hinter die Fassade des einsamen Milliardärs und ihre Neugierde ist geweckt. Ohne es zu merken, bricht sie jede seiner Regeln, mit denen er sie eigentlich auf Distanz halten wollte.

 

Doch Amanda muss bald erkennen: Von Jonathan begehrt zu werden ist gefährlich, denn sein Verlangen nach ihr kennt keine Grenzen. Er will sie besitzen – nicht nur ihren Körper, sondern auch ihr Herz …

 

 

 

 

 

HINWEIS: Diese Geschichte ist ein Produkt meiner Fantasie. Im echten Leben steht die Sicherheit (Safer Sex, gegenseitiges Einverständnis usw.) natürlich an erster Stelle!


 

 

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© by Autor, 2018

 

 

 

Photo © conrado, Stockfoto-ID: 1017240628

 

 


 

 

Prolog

 

 

 

 

 

IN   DER   UNTERWELT

 

 

 

 

 

Die Eisenkette liegt schwer und rau um meinen Hals, das Metall reibt auf meiner weichen Haut und schmiegt sich um meine Kehle wie eine kalte, harte Hand.

 

Auf allen Vieren knie ich auf dem Steinboden. Ich bin vollkommen nackt, abgesehen von den eisernen Fesseln, die er mir angelegt hat. Meine Arme sind taub vom langen Kauern.

 

Es ist düster in dem Raum, dessen einzige Tür fest verriegelt ist. Es gibt nur eine Lichtquelle: Ein Fenster, das sich irgendwo hinter mir befindet. Kaltblaues Tageslicht fällt herein, aber es reicht nicht aus, um all die finsteren und dunklen Ecken unseres Verstecks zu erhellen.

 

Plötzlich höre ich, wie die Eisenkette klirrt, dann spüre ich ein Rucken an meinem Hals.

 

Ein verlangendes Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, meine Wangen prickeln, mein Nacken kribbelt – denn ich weiß, was mich jetzt erwartet … Tief in mir beginnt es zu jucken und meine Körpertemperatur steigt.

 

Hinter mir taucht ein Schatten auf. Wie eine nachtschwarze Welle kommt er über mich. Vollkommene Dunkelheit. Einige Sekunden verharrt er an Ort und Stelle und dann spüre ich, wie er sich über mich beugt. Ein Schauer jagt über meinen Rücken, als ich seine Körperwärme fühle.

 

Sein warmer Atem streicht über meine Wange. Seine sinnlichen Lippen berühren mein Ohrläppchen, als er flüstert: »Du bist so still.« Seine Stimme ist tief und laut wie ein Donnerschlag.

 

Er hebt seine Hand und lässt sie mir über den Kopf streichen. Seine Finger vergraben sich in meinem Haar, üben festen Druck auf meine Kopfhaut aus. Meine Nackenhärchen stellen sich auf.

 

Ich genieße das so sehr: Diese kleinen Zärtlichkeiten, die er mir schenkt, und die den Schmerz nur umso süßer machen.

 

Plötzlich wird sein Griff fester. Er reißt meinen Kopf nach hinten. Ich schnappe nach Luft.

 

»Sag mir, dass du mich liebst«, fordert er.

 

Diese drei Worte kommen mir wie ein lustvolles Seufzen über die Lippen: »Ich liebe dich.«

 

»Gut.« Er ist zufrieden mit mir. »Und jetzt will ich hören, wie schön du schreien kannst.«

 

Meine Lider fallen hinab. Ich werde ganz ruhig und konzentriere mich ganz auf das, was mir bevorsteht, auf dieses intensive Leiden, meine unerträgliche Lust.

 

Ich höre, dass er ausholt – und ich lasse mich fallen …

 

 

 

 

 

Du fragst dich jetzt, wie ich hierhin gekommen bin? Ob ich das freiwillig tue? Ob es mir Freude bereitet, mich zu unterwerfen?

 

Das alles wirst du erfahren und noch viel mehr. Aber bereite dich darauf vor: Diese Geschichte ist nicht immer schön und nichts für zarte Nerven.

 

Du willst wissen, wie das alles begonnen hat?

 

Nun, das war so …

 

 

 

 

 


 

 

7   WOCHEN   ZUVOR


 

 

 

 

 

 

 

 

Erster Abschnitt

 

 

 

DER   GOTT   DER   UNTERWELT


 

 

1

 

 

 

Amanda

 

 

 

 

 

Alles begann an einem nassgrauen Januarmorgen in einem Großraumbüro in Brooklyn Heights, NY.

 

 

 

 

 

Ich kaue auf meinem Stift herum. Das ist eine schreckliche Angewohnheit, aber so entspannend … Und Entspannung ist etwas, das man ganz dringend braucht, wenn man mit 22 Leuten in einem viel zu kalten Büro eingesperrt ist, das eher an eine Lagerhalle erinnert. Grau in Grau. Es gibt nicht mal Topfpflanzen, weil die wahrscheinlich sowieso längst erfroren wären.

 

Diese 22 Leute und ich arbeiten für die NYLN, die New York Latest News. Eine Internetzeitung, die sich gegen die großen Konkurrenten durchsetzen will, indem zu jedem noch so unspektakulären Ereignis ein Videobericht erstellt wird. Unsere Arbeit besteht also eigentlich hauptsächlich darin, quer durch die Stadt zu hetzen und dann für zwei bis drei Minuten nett in eine Kamera zu lächeln. Deswegen sind gut 80 % aller Angestellten Frauen zwischen 20 und 40. Das bringt einfach mehr Zuschauer.

 

Wir hier im Großraumbüro sind das Fußvolk, das von einem kleinen, fetten Mittvierziger namens Norman Doyle angeführt wird. Ihm gehört der Laden. Jeden Montagmorgen hält er eine Motivationsrede und erzählt uns, wie fantastisch wir unsere Arbeit machen und wie superwichtig unsere Jobs sind. Da fragt man sich, warum er uns nicht besser bezahlt. Er fährt einen neuen Chrysler 300, das Fußvolk fährt U-Bahn.

 

Auf meiner Visitenkarte steht:

 

 

 

Amanda Lockridge

 

Senior Culture Journalist

 

NYLN

 

 

 

Das klingt großartiger als es ist. Senior Journalist wird bei NYLN nämlich jeder, der es länger als drei Monate mit Mr. Doyle aushält. Das ist so eine Art Belohnung – statt einer Gehaltserhöhung. Aber Mr. Doyle sagt immer, die persönliche Wertschätzung wäre ja unbezahlbar und viel wertvoller als alles Geld der Welt. Leider haben die Leute bei der Bank das aber noch nicht erkannt – die wollen nämlich doch lieber echtes Geld von mir haben.

 

Jedenfalls bin ich jetzt schon vier Monate, sieben Tage und 8 Minuten dabei. Aber eigentlich will ich nur noch in mein Bett.

 

»Übernimmst du die Kindergarten-Story in Sunnyside, Mandy?«, fragt Dani, die am Tisch neben mir sitzt.

 

Dani Jenkins, 21 Jahre – zumindest steht es so im Ausweis. Ihr inneres Kind hat sie sich zum Glück bewahrt. Dass sie den Tisch neben meinem hat, ist kein Zufall. Wir kennen uns schon seit der High School, wohnen beide in Lindenwood und wir jobben nur hier, um für unser Studium zu sparen.

 

»Klar, kann ich machen«, antworte ich und freue mich schon darauf, ein bisschen rauszukommen. Außerdem ist Dani erkältet und draußen ist echtes Mistwetter.

 

»Du bist ein Schatz.« Mit den Lippen formt sie einen Kussmund.

 

»Mach ich doch gerne.«

 

»Am besten du nimmst Carl mit. Er hat nichts zu tun.« Plötzlich lehnt sie sich zu mir. Sie dreht eine Strähne ihres kinnlangen, blonden Haars um den Finger. Es ist komisch, aber ich finde, Dani hat sich seit sie 15 war, kaum verändert. Sie sieht noch genauso niedlich aus wie an dem Tag, als ich ihr das erste Mal im Mathekurs begegnet bin – mit ihrer Stupsnase und ihren Hasenzähnen. Aber wahrscheinlich merke ich nur nicht, dass sie älter geworden ist, weil ich sie so gut wie jeden Tag sehe. »Ist dir eigentlich was an Carl aufgefallen?«, fragt sie und grinst so breit, dass ihre blauen Augen zu schmalen Schlitzen werden.

 

»Nein«, antworte ich gespannt und so leise, dass die anderen Kollegen uns nicht hören können. »Was denn?«

 

Dani gluckst amüsiert. Sie beugt sich noch weiter zu mir und flüstert: »Wir reden später.«

 

Ich schenke ihr ein launisches Lächeln. Erst neugierig machen – und dann schweigen? Soso.

 

Gerade als ich mich wieder dem Bildschirm vor mir zugewandt habe, geht die Tür des Fahrstuhls auf. Und heraustritt – mit neunminütiger Verspätung – Trisha Baker.

 

Aus allen Richtungen drehen sich die Leute nach ihr um, mich und Dani eingeschlossen. Es wird ruhiger, die Gespräche werden leiser, das Klappern der Tastaturen verstummt.

 

So geht das nun schon seit Wochen. Nämlich genau seit dem Tag, an dem Trisha hier das erste Mal aufgetaucht ist.

 

Trisha Baker ist eine sehr interessante Person und absolut unübersehbar. Sie ist weder besonders groß oder besonders breit. Nein, Trisha Baker fällt aus einem ganz anderen Grund auf: Sie ist die pure Versuchung. Eine Erscheinung, wie man sie sonst nur von den Covern irgendwelcher Hochglanzmagazine kennt. Sie ist umwerfend schön, elegant, grazil, verrucht.

 

Aber was wohl hinter ihren himmelblauen Augen vor sich geht? Ich schätze, das weiß niemand. Denn obwohl Trisha sehr, wirklich sehr gerne redet, und ihr Lieblingsthema eindeutig sie selbst ist, bleibt sie doch ein großes Geheimnis. Ich habe den Eindruck, ich weiß nicht einmal die Hälfte über sie und kenne kein einziges der spannenden Details.

 

Natürlich bemerkt Trisha, dass sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht. Auf ihren kirschroten Lippen taucht ein anzügliches Lächeln auf. Sie schreitet über den grauen Teppichboden zwischen den eng aufgereihten Schreibtischen, als befände sie sich auf einem Catwalk. Ihre blonden Locken wippen, ihr Goldschmuck glitzert, ihr Pelzmantel wogt.

 

Ich kenne mich mit Pelzmänteln nicht so gut aus, aber ich bin mir sicher: Ihrer ist sündhaft teuer und ich werde mir so einen nie leisten können. Und hätte ich doch so einen gehabt, hätte ich ihn sofort verkauft und hätte das Geld in meinen Studienfonds investiert. Aber, tja, sie hat anscheinend andere Prioritäten.

 

Weil sie ja so unglaublich gerne über sich spricht, kenne ich zumindest einige Eckdaten über sie. Sie ist 22, ein Jahr älter als ich. Sie arbeitet seit knapp zwei Monaten hier und während wir anderen nur in der Kaffeeküche darüber reden, wie gerne wir hier weg wollen, tut Trisha das in aller Öffentlichkeit. Wahrscheinlich hätte Mr. Doyle sie längst gefeuert, wenn ihre Videos nicht so viele Zuschauer (ja, fast ausschließlich Zuschauer, schätze ich) hätten.

 

Ihr Privatleben ist ein großes Geheimnis, aber offenbar hat sie viel zu tun – so viel, dass sie in der Mittagspause stets wie ein Gespenst verschwindet und nie Zeit hat, um nach der Arbeit oder am Wochenende mal noch einen Drink zu nehmen. Außerdem weiß ich, dass sie aus einem kleinen Nest in Maine stammt, zwischen Kühen und rostigen Pick Ups aufgewachsen ist und nach New York gekommen ist, um hier ihr Glück zu machen.

 

Und irgendwie scheint sie das auch geschafft zu haben …

 

Aber wer weiß schon, ob diese ganze Story so stimmt?

 

»Morgen Mädels«, schnurrt Trisha Dani und mir zu und lässt sich dann auf ihren Stuhl eine Reihe weiter sinken.

 

Dani und ich lächeln gezwungen.

 

Keine Ahnung, wie Trisha es schafft, immer auszusehen, als wäre sie einem Filmset der 20er Jahre entstiegen. Ihre Haut ist makellos und porzellanweiß, ihr Haar glänzt wie Gold, ihre Zähne schimmern wie Perlen. Sie duftet nach Magnolien und Milch.

 

Daneben komme ich mir mit meinem Messy Bun, meinem kratzigen Wollpullover mit Norweger-Muster und meinem 11 Dollar-Parfum irgendwie ein bisschen schäbig vor. Meine Haare sind braun wie Erde, ich habe Sommersprossen und beim Zähnebleichen war ich das letzte Mal vor über einem halben Jahr. Ich bin schon froh, wenn ich es morgens schaffe, halbwegs ordentlich Wimperntusche aufzutragen, aber Trisha sieht immer aus, als käme sie direkt aus dem Kosmetiksalon.

 

Aber ihr perfektes Make-Up kann eine Sache doch nicht ganz verbergen: den Bluterguss unter ihrem rechten Auge.

 

Seit sie hier arbeitet, kam sie schon mit einer ganzen Reihe verschiedener kleinerer und größerer Blessuren zur Arbeit: Mal war es nur ein blauer Fleck am Kinn, mal aufgeschürfte Handknöchel, einmal auch etwas, das aussah wie ein Würgemal. Und all diese Verletzungen hat sie mit großem Stolz mit sich herumgetragen. Ja, sie hat nicht mal versucht, ihre Kratzer und Wunden zu verbergen. Sie präsentiert diese Male wie Medaillen und kokettiert damit, so als sollte man sie darum beneiden.

 

Sehr merkwürdig ist das, richtig beunruhigend.

 

Trotzdem ist Trisha immer bester Laune und auf ihre Verletzungen angesprochen, hat sie nie eine gute Erklärung parat. Entweder sagt sie nur, solche kleinen Ausrutscher würden doch jedem ständig passieren (was definitiv nicht stimmt und das weiß sie natürlich). Oder sie schweigt vor sich hin – mit einem genießerischen Lächeln auf den Lippen.

 

Natürlich ist Trisha seit dem ersten Tag ein beliebtes Gesprächsthema. Es gibt so viele Theorien über sie wie Mitarbeiter und Tage. Die meisten sind sich einig, dass sie einen Sugardaddy hat – der es echt heftig mit ihr treibt, natürlich. Andere meinen, sie würde vielleicht nebenher in einem Sadomaso-Studio jobben. Einige behaupten, sie wäre ja vielleicht Schlammcatcherin oder Hobby-Wrestlerin. Carl hat mal halb im Scherz gemutmaßt, sie wäre einfach nur eine Kleptomanin, die wohl häufiger beim Klauen erwischt wird. Andere Theorien reichen von Geheimagentin über verdeckte Ermittlerin bis zu Türsteherin.

 

Tratschen ist ja eigentlich nicht meine Sache, aber man macht sich seine Gedanken … Ich will auch gar nicht bestreiten, dass da Neid im Spiel ist. Nicht unbedingt auf Trisha an sich, sondern darauf, dass ihr Leben so viel spannender zu sein scheint als das jedes anderen, den ich kenne.

 

Und da fragt man sich natürlich: Was treibt sie eigentlich so in ihrer Freizeit?

 

 

 


 

 

2

 

 

 

Amanda

 

 

 

 

 

Der Besuch in Sunnyside war nicht so verlaufen, wie ich mir das erhofft hatte. Die große Story, um die es da ging, ist die Neueröffnung eines Kindergartens. Und da ist jemand, der wie ich Kulturjournalistin ist, natürlich besonders geeignet.

 

Eigentlich bin ich ja nicht mal Journalistin, aber als Mr. Doyle gehört hat, dass ich Literatur studieren will, war für ihn die Sache eindeutig:

 

Sie versteht unsere Sprache? Check! - Journalistin.

 

Sie hat schon mal was von Shakespeare gehört? Check! - Kulturjournalistin.

 

Sie sieht nicht ganz übel aus? Check! - Ihr Gesicht muss vor eine Kamera!

 

Tja, so schnell kann es gehen mit der steilen Karriere …

 

Jedenfalls waren Carl und ich drei Stunden lang unterwegs – im strömenden Regen, in muffigen, überfüllten U-Bahnen, in besagtem Kindergarten – und haben gut 25 Minuten Videomaterial dabei rausgeholt. Eine gute Ausbeute.

 

Eigentlich dachte ich ja: Was soll man denn bloß über die planmäßige, allseits erwartete und absolut reibungslose Eröffnung eines Kindergartens berichten?

 

Aber da wusste ich noch nichts vom Therapiehund des Kindergartens: groß, schwarz, mindestens so schwer wie ich. Und ich hatte auch noch keine Ahnung vom neu gestalteten Spielplatz hinter dem Kindergarten und dem vom Regen völlig aufweichten Rasen, auf dem dieser Hund gerne spielt. Und ich hätte nicht gedacht, dass er gleich danach mit mir spielen will. Und ich hatte keinen Schimmer, dass es freche, kleine Kinder gibt, die denken, man würde Matschflecken am besten behandeln, indem man sie mit Wasserfarben übermalt.

 

Ich lächelte tapfer, während die Kindergartenleiterin mir beim Abschied erklärte, wie toll ihr Job doch wäre und wie viel Abwechslung er böte.

 

So laufe ich nun von der U-Bahn-Station zurück zu dem Backsteinbau, in dem die NYLN ihre Räume hat: mit matschigen Hundetapsen auf meiner Jeans und bunten Punkten auf meiner Jacke und meinem lieben Kollegen Carl neben mir, der noch immer vor sich hin grinst.

 

Und ich denke nur: Bett. Jetzt. Sofort.

 

Die Bilder sind bestimmt toll geworden. Carl ist auch einer der wenigen, der seinen Beruf nicht nur vorspielt wie wir anderen, er ist wirklich Fotograf. Und er ist auch ziemlich nett, aber auch nicht mehr als das. Er ist 26, recht klein, hat wilde, lockige Haare und er löst in mir einen Mutterinstinkt aus.

 

Wir sind gerade um die Ecke gebogen, als ich etwas entdecke, das mich stutzig macht.

 

Weiter vorne in der Straße, genau gegenüber von unserem Büro, hält ein Wagen am Straßenrand. Nicht irgendein Wagen. Es ist eine Limousine, nachtschwarz, mit getönten Scheiben.

 

Solche Autos sieht man in dieser Gegend normalerweise nicht. Hat der Fahrer sich verfahren?

 

Zu meiner Überraschung geht kurz darauf die Hintertür auf und ich staune nicht schlecht, als Trisha aussteigt. Ich verlangsame meinen Gang und beobachte sie.

 

Trisha beugt sich in die offenstehende Tür hinein, lächelt, posiert ein bisschen. Ihr Lächeln ist zuckersüß.

 

Obwohl Carl und ich nur noch im Schleichtempo unterwegs sind, bemerkt sie uns beide. Und dann benimmt sie sich plötzlich sehr, sehr merkwürdig: Sie richtet sich rasch auf, starrt uns an, als sollten wir gar nicht hier sein, murmelt ein paar Worte und dann schließt sie eilig die Wagentür.

 

»Hey Trisha«, spreche ich sie an.

 

»O Hey ...Na?« Trisha lächelt breit und dreht sich in der Hüfte. Ungeduldig schielt sie zu dem Wagen neben uns.

 

Ich werfe einen Blick hinab, dann wieder zu ihr.

 

Schließlich fährt der Wagen los. Ich sehe ihm nach, bis er am Straßenende verschwunden ist.

 

Trisha sieht zwischen Carl und mir hin und her. Dann flötet sie: »Tja, Mittagspause ist vorbei.« Mit schwingendem Po geht sie davon.

 

»Das war ihr Sugardaddy, hm?«, fragt mein Kollege.

 

»Wahrscheinlich«, murmele ich – und jetzt bin ich nur noch neugieriger als zuvor.

 

Warum benimmt sie sich denn so geheimnisvoll?